Vergissmeinnicht

 

Am Anfang, ganz am Anfang schuf Gott einen Garten.

Sie grub und lockerte den Boden und bereitete alles vor für ihre Wunder.

Und dann säte und pflanzte Gott.

Hier ein paar Kräuter: Schnittlauch und Petersilie, Estragon und Borretsch, Rosmarin und Thymian, Salbei und Liebstöckel.

„Für die Würze des Lebens“, murmelte sie dabei vor sich hin und pflanzte weiter.

Lavendel und Frauenmantel, Bärlauch und Spitzwegerich, Ringelblume und Kamille, Wermut und Schlafmohn. „Für die Heilung des Lebens!“

Und dann ging es an die Blumenbeete: Rosen und Nelken, Margeriten und Astern, Pfingstrosen und Iris, Schlüsselblumen und Maiglöckchen.

„Für die Freude im Leben.“

Gott sah sich um. Viel hatte sie geschafft. Aber es gab immer noch viel zu tun.

Sie pflanzte Kartoffeln und Zwiebeln, Bohnen und Möhren, Salat und Erbsen, Rote Bete und Zucchini. „Für die Nahrung des Lebens“, sagte sie.

Und dann kam das Obst an die Reihe: Erdbeeren und Himbeeren, Johannisbeeren und Blaubeeren, Äpfel und Birnen, Quitten und Pflaumen, Melonen und Pfirsiche. „Für die Süße des Lebens.“

Dann schmunzelte Gott und setzte noch schnell ein paar Disteln und Brennnesseln zwischen alles. „Für das Unbequeme im Leben.“

Immer wieder ging Gott durch den Garten, zupfte hier und dort, säte und pflanzte in die Zwischenräume.

Dann sah sie sich um. Hatte sie an alles gedacht?

Gott runzelte die Stirn.

„Irgendetwas fehlt noch bevor ich die Menschen in diesen Garten setze.“

Dann stahl sich ein Lächeln auf ihr Gesicht. Und schnell streute sie überall in die Lücken winzige Samen.

„Für mich!“ schmunzelte sie.

Und kurze Zeit später leuchteten überall in Gottes Garten kleine blaue Blüten auf: Vergissmeinnicht!

 

Susanne Tono

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